Der Aquädukt

Der Aquädukt, der sich vom Tafelberg in die Unterstadt zieht, ist eines der wenigen als bemerkenswert zu nennenden architektonischen
Leistungen, die in der Stadt zu finden sind. Erbaut wurde dieser Teil des Abflußsystem vor 125 Jahren von einem Mechanicus des Hauses Revijal der Chrania-Kaste. Die damalige Clansführerin, Lajialata Revijal Chranijas, hatte aus Anlass der Feierlichkeit zum hundertjährigen Bestehen der Verträge zwischen der Allianz und der Stadt Estichà einige der fähigsten Baumeister der Kaste entsandt und diesen Aquädukt den Bürgern des Bündnispartners zum Geschenk gemacht.
Neuerdings will ein Geschichtsforscher Hinweise darauf gefunden haben, dass neben dieser offiziellen Version zur damaligen
Zeit auch schon Gerüchte kursierten, der Aquädukt sei die Einlöse eines Geschäftes zwischen der damaligen Herrschaft der Stadt
und der Führung der Chranijas-Kaste. Es solle sich um die Bezahlung aus dem Versprechen der Herrscher im Bezug auf die Stationierung
und den Verbleib der Flotte der Allianz im Hafen der Stadt handeln. Diese Gerüchte konnten trotz der Prüfung der vermeintlich
von dem Gelehrten vorgelegten Beweise weder weder bestätigt noch dementiert werden - und so bleibt der wahre Anlass des Baus der kleinen Brücke weiterhin Spielball wüster Spekulationen. Wie dem auch sei - der Aquädukt ist auf alle Fälle ein Segen für die Stadt - führt er doch den Unrat der Oberstadt ohne die Tempel- oder Unterstadt zu verschmutzen in die Kanalisation. Die dicken Pfeiler tragen die steinerne Rinne, die von einer gewagt anmutenden Stahlkonstruktion, gestützt wird. Der chiranischen Einfluss in dieser Konstuktion ist nicht von der Hand zu weisen. Die Pfeiler sind in einigen Bereichen der Unterstadt von den in nachfolgenden Jahren gebauten Häusern so perfekt in das Stadtbild integriert, dass man sie gar nicht mehr bewusst wahrnehmen mag. Einer der Pfeiler wird sogar mit einem Namen bezeichnet, hat er sich zu einem der bevorzugten Nistplätze der elurischen Chelmaratauben in Estichà entwickelt. Diese Vögel errichten ihre Nester vorwiegend an den steilen Hängen des Tafelberges. Doch durch die unaufhörliche Bebauung
des Felsens wurden die Brutplätze der beinahe ausgerotteten Taubenart weitgehend zurückgedrängt. Der Chelmarapfeiler liegt
optimal abseits hoher Häuser und sorgt damit für die notwendige Ruhe der ebenso scheuen wie farbenschimmernden Vögel. Es gehört zu einer beliebten Mutprobe unter der Estichàner Jugend den Pfeiler zur
Brutzeit der Chelmaratauben (was nur alle zwei Jahre der Fall ist) hinaufzusteigen und die feinen, bunten Flaumfedern, die die Alttiere zum Nestbau verwenden zu stehlen und seiner Liebsten seinem Liebsten zu schenken.